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 » Testbericht, Teil 1

 Reely/XTM X-Cellerator 1:10 2WD Stadium Truck im ARR-Format
 

Im Zusammenhang mit günstigen Einsteigerfahrzeugen steht der Name "Reely" für eine reiche Produktpalette. Ob Elektro- oder Verbrennerfahrzeug, im Maßstab 1:10 oder größer – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Zwar mögen erfahrene Modellbauer bei der näheren Betrachtung mancher Chassis die Nase rümpfen, doch der X-Cellerator Stadium Truck hat unserer Meinung nach eine nähere Betrachtung verdient.
Der X-Cellerator stammt eigentlich vom Hersteller XTM-Racing, doch bei Conrad wird er eben unter dem Reely-Label verkauft.

Wer die Stadium 2WDs von Team Associated kennt, wird beim Reely X-Cellerator auf einige interessante Parallelen stoßen: So gibt es erstaunliche Ähnlichkeiten der Vorderachse im Vergleich mit Associateds’ T3 Modell, die Hinterachse jedoch gleicht eher dem T4. Dazu kommen die Stoßdämpfer, die bis auf die Farbgebung mit einem Team Losi Truckdämpfer zu sein scheinen. Das Beste aus zwei Welten möchte man meinen – zum einen ein bewährtes Rennfahrwerk von Asso, zum anderen Stoßdämpfer die, wenn sie richtig gebaut werden, eine ganze Saison ohne Wartung auskommen können… und all das zu einem Preis von gerade einmal €129,95. (bei Conrad Österreich)
Grund genug, um auf der Stelle einen vormontierten X-Cellerator zu ordern und dem Ganzen auf den Zahn zu fühlen.

Auch wenn "ARR" eher nach "Equipment rein und losfahren" klingt, sollten derartige Modelle stets zerlegt und kontrolliert werden. So können eventuelle Baufehler erkannt und Folgeschäden vermieden werden – außerdem erleichtert es zukünftige Wartungsarbeiten!

TECHNISCHE DATEN
Länge:      420mm
Radstand:   280mm
Breite:     327mm
Höhe:       152mm
Gewicht:   1370g (nur vormontiert)

ZUSATZAUSSTATTUNG
540er Elektromotor mit Ritzel

ERFORDERLICHE ZUSATZAUSSTATTUNG
Fernsteuerung, Empfänger, Standardservo,
elektronischer Regler, 7,2V Sub-C Akku

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 Das X-Cellerator ARR Paket
 

Der Reely Elektro-Truck wird in einem (verglichen z.B. mit dem Associated T4) recht voluminösen Karton geliefert, was auf den hohen Montagegrad zurückzuführen ist. Die Karosserie präsentiert sich fertig lackiert, sogar der Mabuchi 540 Standardmotor ist bereits eingebaut. Nicht nur das – er ist auch anschlussfertig verkabelt, entstört, und das Ritzelspiel ist ebenfalls schon eingestellt – was für ein Service!
Zwei wieder verwendbare Kabelbinder müssen gelöst werden, um den Truck aus seiner Schachtel zu befreien. Darin finden sich außerdem ein Dekorbogen, Werkzeug und eine knappe Bedienungsanleitung. Um den X-Cellerator zu komplettieren müssen Lenkservo, Regler, Akku und RC-Anlage separat gekauft werden. Gegenüber einem RTR-Set bietet sich so der Vorteil, bereits vorhandene Komponenten einbauen zu können.

   

 Reely X-Cellerator im Detail
 

Eine saubere Arbeit – der Stadium Truck gefällt auf den ersten Blick: Versenkte Kreuzschlitzschrauben, keine scharfen Kanten und sauber verklebte Reifen. Wenn schon ein vormontiertes Modell, dann so.
Einzig der Kunststoff der Chassiswanne wirkt etwas fragwürdig – aber dazu später mehr. Die Dämpferbrücken sind vergleichsweise nachgiebig – im Fall eines Überschlags ist dies aber ohnehin von Vorteil. Die Lenkung wirkt, bis auf den etwas geringen Lenkeinschlag, Asso-typisch; Ackermann-Geometrie und die Position des Lenkgestänges lassen sich variieren, Bump Steering ist über den gesamten Federweg nicht vorhanden.
Überhaupt sind die Kugelköpfe des Reely X-Cellerator mit Staubschutzringen aus Schaumgummi ausgerüstet, die sich sonst nur bei hochpreisigeren Offroadern à la Team Losi oder Associated finden.






 

Klassisches 2wd Layout - an dem bewährten Konzept ändert auch der X-Cellerator nichts, selbst wenn zeitweise der Trend Richtung Mittelmotor im 2wd geht.

Die Chassiswanne besticht durch ein Detail, das sonst nur bei den Asso-Offroadern der aktuellen 4. Generation zu finden ist: eine Vertiefung im Akkuschacht, durch die das Reglerkabel ohne Beschädigungen zur Empfängerseite geführt werden kann, unabhängig davon, in welcher Position der Akku gefahren wird.

Die Vorderachse unterscheidet sich von ihrem amerikanischen (Asso T3) Vorbild durch die fix angeformte Kickup-Platte; der massive Bulkhead konzentriert sich mehr auf seine mechanische Stabilität als auf rein optische Ästhetik. Die langen Querlenker wirken robust, zeigen kaum Spiel und auf den Aluminium-Radachsen laufen Truck-typische 3/16“ Kugellager. Sowohl Spur als auch Sturz können über Links/Rechts-Gewindestangen aus Stahl eingestellt werden – in dieser Preisklasse normalerweise nur in Form von Tuningteilen möglich.
Der Aufbau der Hinterachse erfolgt 2WD-typisch mit einem kompakten dreistufigen Getriebe, E-clip freien Querlenkerstiften und Kardans nach MIP Bauart aus brüniertem Stahl.
Hauptzahnrad und Ritzel werden von einer durchsichtigen Lexanabdeckung effektiv vor Steinschlag geschützt – lediglich beim Verschluss des Deckels scheint der Reely X-Cellerator erstmals einem Frachtkult zu unterliegen: Üblicherweise kann die Abdeckung schnell geöffnet werden, um eine Feineinstellung der Slipperkupplung von außen zu ermöglichen. Der „Stoppel“ des Reely-Trucks besteht jedoch aus Hartplastik und beschädigt nach mehrmaligem Entfernen und wieder Einsetzen den sonst so nützlichen Getriebeschutz. Ein weicheres Material wäre hier von Vorteil.

Vorderachse links, Hinterachse rechts: Auch hier nicht viel Neues. Die Vorderachse verwendet einen Kingpin-Kugelkopf, der gleichzeitig Lenkachse und Aufnahme der oberen Querlenker ist. Die Hinterachse orientiert sich chassisseitig eher am Associated T4.

Am Slipper sollte man die Stoppmutter verkehrt herum anschrauben, da die serienmäßige Einstellung viel zu hart ist und der Nylonring der Mutter beim Lockern nicht mehr greift.
Das Kugeldiff ist für ein Modell in der Preisklasse des X-Cellerators eine echte Überraschung: Es ist mit einer Blende komplett geschlossen (und damit von außen auch nicht einstellbar), läuft ohne weiteres Zutun sehr weich, rutscht nicht und die Diffringe mit 25 Millimetern Außendurchmesser sorgen dafür, dass das auch lange so bleibt.

Der Slipperschaft ist inklusive dem Top-Gear komplett aus Stahl gefräst - ebenfalls ungewöhnlich in dieser Preisklasse, dennoch wichtig, damit das Getriebe hohe Kräfte übertragen kann.

Die Aufhängung des X-Cellerators wäre an sich nicht weiter spektakulär – doch die Stoßdämpfer bieten einen Blickfang. Bis auf die blau gefärbte Eloxalschicht sehen sie ihren Team Losi Vorbildern zum Verwechseln ähnlich; sogar das amerikanische Werkzeug passt. Identisch sind sie dennoch nicht: Die Dämpferverschlüsse sind dem X-Cellerator größer und die Kolbenplatte ist mit einer Stoppmutter festgeschraubt anstatt von zwei E-Clips fixiert.
Ein Blick in die Ersatzteilliste zeigt außerdem, dass ein kompletter Satz der X-Cellerator Dämpfer gerade einmal €19,95 kosten – sprich unter fünf Euro pro kompletten Dämpfer; bei Losi reicht das nicht einmal für die Kolbenstangen!
Doch so, wie die Stoßdämpfer an unserem Truck montiert sind, ist kaum eine sinnvolle Fahrweise möglich – manche Dinge müssen für mehr als nur Geld erkauft werden…

Die Kolbenplatte sollte auf Grate geprüft und wie im Bild rechts oben mit feinem Schleifpapier (ab 400) geglättet werden, falls die Dämpfer rau laufen.

Die Dämpfer besitzen keinen Volumsausgleich, doch mit einem Stück geschlossenporigem Moosgummi der bis zum Anschlag in den Dämpferzylinder geschoben wird, kann man sich leicht behelfen.
Ein so ausgestatteter Dämpfer ist leichter zu befüllen und bleibt länger dicht.

Die Dämpferfedern sind, vor allem für die Hinterachse, sehr weich geraten – und das verwendete Öl besitzt auch mehr Frachtkult-Charakter als sinnvolle Auswirkungen auf das Dämpfungsverhalten. Öffnet man den Dämpfer (um beispielsweise den empfohlenen Volumenausgleich einzubauen) so gilt es, zuerst die zähe, übel riechende Flüssigkeit zu entfernen und das Dämpfergehäuse sorgsam zu reinigen.
Erst jetzt sollte der Dämpfer mit 25wt/300cps Silikonöl (z.B. von Team Associated) befüllt werden. Wer diesen Ölwechsel verabsäumt, wird vom Reely X-Cellerator mit wilden Ausritten belohnt, da die viel zu steife Standardabstimmung den Truck schon mit dem 540er Motor unkontrollierbar herumhoppeln lässt.  

Weit gesitteter geht es im Getriebe zu: Überall Kugellager und ein sauber gebautes, sehr gut eingestelltes Kugeldifferential lassen keine Wünsche offen. Die Slipperwelle ist aus Stahl gefertigt, die Druckplatten der Rutschkupplung selbst bestehen standesgemäß aus harteloxiertem Aluminium, das bis auf einige kleine Grate den Anforderungen gewachsen sein sollte. Aus der Schachtel heraus ist die ganze Konstruktion jedoch so fest zusammengezogen, dass sich praktisch keine Slipperwirkung feststellen lässt. Anstatt das Kugeldifferential zu schützen wird das Motordrehmoment ohne Sinn und Verstand direkt übertragen – die Bedienungsanleitung rät dem Einsteiger jedoch, an dieser Einstellung möglichst nichts zu verändern. Ob das auf Dauer klug ist? Aber schließlich haben wir uns schon ein paar Absätze zuvor darum gekümmert.

Der Standardmotor besitzt zwar nicht genügend Drehmoment, um dem Getriebe Schaden zufügen zu können, doch Reely stattet ihn mit einer anderen „Waffe“ aus:


Was ist der Unterschied zwischen einem Hai und einem Reely-Ritzel?
Beide sind grau, aber das Ritzel hat die hässlicheren Zähne…

Diesem Bauteil ein 48dp Modul zuzugestehen, halte ich für eine kühne Herausforderung der Realität – doch weniger die Gleichmäßigkeit der Zähne, sondern mehr ihre Oberflächenbeschaffenheit sollte zum Problem werden. Zu Demonstrationszwecken bleibt das Ritzel aber vorerst eingebaut. Wir werden sehen …

Zum Schluss noch ein Tipp für die Lenkung: Die kleinen Stifte sollten mit Sekundenkleber fest ins Chassis geklebt werden. Schaumstoffringe, wie sie als Staubschutz an den Kugelköpfen verwendet werden, verhindern auch hier zuverlässig das Eindringen und Verreiben von Schmutz - ein Problem, mit dem sonst viele 2wds zu kämpfen haben.
Damit die Lenkung nicht klemmt, muss noch die Abstandshülse der oberen Chassisplatte etwas abgeschliffen werden.

 

 Checkpoint!
 
Der Reely X-Cellerator präsentiert sich als Wirklichkeit gewordener Traum vieler Modellbauer: ein preisgünstiger 1:10 Stadium Truck nach amerikanischem Vorbild – aber ohne den Zwang zölliges Werkzeug benutzen zu müssen. Dazu kommen günstige Ersatzteilpreise und eine gute Grundausstattung.
Die Montage ist größtenteils vorbildlich: paarweise gleich lange Spurstangen, mit Schraubenlack fest gesicherte Kardangelenke, sauber gebautes Kugeldifferential und alle Schrauben sitzen fest ohne überstrapaziert worden zu sein - perfekt.

Erst beim näheren Hinsehen wollen einige Details nicht so ganz passen; eine Reihe von Teilen scheint sich ihrer eigentlichen Aufgaben nicht vollständig bewusst zu sein: die Stoßdämpfer sind für jeglichen Offroad-Einsatz zu hart, das Ritzel erweckt nicht gerade viel Vertrauen und der Kickup-Teil, nach Asso T4 Vorbild fester Chassisteil, wirkt im Vergleich zum massiven Bulkhead sehr schwachbrüstig.

Es bleibt abzuwarten wie sich der Reely im Praxistest verhält!

Text von Markus Simon
Bilder von Aaron Banovics
Dieser Bericht wurde am 20.2.2007 von www.offroad-cult.org veröffentlicht.