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 Die RTR Ausstattung
 

"RTR" und Verbrenner - das ergibt zum Teil eine explosive Mischung. Vor allem, wenn Hersteller versuchen, unter Preisdruck möglichst viel in das Set zu packen. Denn Ausstattung und Qualität sind zwei verschiedene Paar Schuhe.
Der härteste Fall? Unzuverlässiger Motor, suboptimale RC-Komponenten und ein RC-Neuling, der sich den Verbrenner-Einstieg etwas einfacher vorgestellt hat. Manche Foren sind voll von solchen Storys.
Daher stellt die Präsentation der RTR-Ausstattung einen wichtigen Teil der offroad-CULT Testberichte dar.

HPI Racings Firestorm 10T ist - etwa im Gegensatz zum Shark 18 RTR vom selben Vertrieb - wie viele andere Modelle eigentlich nur ein "Fast RTR" (oder ARTR aus dem Flugsektor)
Das bedeutet, dass der Truck komplett montiert mit Motor, RC-Komponenten und Servos geliefert wird, zum Betrieb aber noch ein paar Dinge benötigt werden:

  • 8 "AA" Akkus für die Fernsteuerung
  • 4,8V oder 6V Empfängerakku
  • Kerzenglüher, Tankflasche, Glühkerzenschlüssel und Glühkerzen
  • Sprit (LRP empfiehlt den hauseigenen 25% Nitro Fuel)
Eine genaue Aufstellung des speziellen Verbrenner-Zubehörs findet sich hier.

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 G3.0 - ein kompaktes Outlaw-Triebwerk
 
Ganze 3,0ccm hat HPI Racing dem Firestorm spendiert.
Der G3.0 verfügt über eine Standardausstattung wie einen Seitenauslass, Seilzugstarter, SG-Welle und einen vom Zylinderkopf abgetrennten Brennraumdeckel.
Interessanter ist da schon der 2 Nadel Vergaser, denn er wird - und das ist für die "Small Block RTR-Klasse" eher unüblich - in Alu-Stahl-Kunststoff Mischbauweise gefertigt. Der Kunststoff verhindert als schlechter Wärmeleiter, dass der Sprit bereits beim Einlaufen in die Düsen zu verdampfen beginnt. Das würde nämlich die Vergasereinstellung driften lassen und dem warmgelaufenen Motor ein unruhigeres Leerlaufverhalten bescheren.

Bei den inneren Werten glänzt der G3.0: Zwar nicht mit herausragenden Details, doch mit solider, im wahrsten Sinne des Wortes "blendender" Verarbeitung: Das Kurbelgehäuse ist auf Hochglanz poliert, das Pleuel wirkt sauber geschliffen, die Laufgarnitur bringt eine für solche Seilzugmotoren eher unüblich hohe Kompression zustande.

Der Seilzugstarter des G3.0 greift über zwei Freiläufe in die Kurbelwelle ein: Im Inneren des Motors dient ein im Hubzapfen gefederter Stift (s. Bohrung im Hubzapfen, Bild oben und Bild unten links) zusammen mit der Antriebsplatte (Bild unten, Mitte) als Einweg-Mitnehmer. Diese Konstruktion ist zwar nicht so ausgefuchst wie Kyoshos Startmechanismus, der formschlüssig sperrende Freilauf dürfte trotzdem weit weniger Verschleiß unterliegen als ein kraftschlüssig wirkender Nadelfreilauf.
Doch auch ein Nadelfreilauf ist am G3.0 zu finden: er sitzt auf der Starterwelle und greift direkt in die Seiltrommel ein (Bild unten, rechts)
Bei einigen Savage-Fahrern hat es sich bewährt, diesen Nadelfreilauf, sollte er kaputt gehen, mit einem fix verschraubten 12mm Sechskant zu ersetzen, zumal ohnehin nur ein Freilauf nötig ist.

Für staubfreie Luft sorgt ein uneingeschränkt offroad-tauglicher Luftfilter: Zwei Filterelemente aus Schaumstoff unterschiedlicher Dichte schützen den Motor vor feinsten Partikeln. Wie man es aus der 1/8 Offroad-Welt kennt, filtert der äußere Mantel groben Schmutz, während sich der bereits ab Werk gut eingeölte Kernfilter um die Überreste kümmert.

Das Einlaufen des Motors ging abgesehen von einer kleinen Startschwierigkeit zügig voran. Die bereits eingeschraubte Glühkerze bewies (wie in vielen anderen Fällen) einmal mehr, dass RTR-Kerzen eigentlich nur verhindern sollen, dass kein Staub in den Motor gelangt. Denn zum Starten taugt ein vermutlich beim Transport abgerissener Wendel weniger.
Mit einer Rossi R4 Kerze, zwei Kerzenringen zwecks Kompressionsreduktion und dem empfohlenen 25% LRP-Sprit ging ich die Sache nun ernsthafter an.
  • Die erste Überraschung?
    Nach zwei kurzen Zügen am Griff startete der Motor durch!
     
  • Die nächste Überraschung?
    Nachdem ich den Kerzenglüher (Kerze mit 2Volt wenige Sekunden nach dem Start zusätzlich beheizt) abgezogen hatte, brummelte der G3.0 einen ganzen Tank voll friedlich vor sich hin. Ohne Aussetzer, mit gleichmäßig tiefer Leerlaufdrehzahl. Der Motor lief auch während der nächsten Tankfüllungen wie ein Uhrwerk.
    Es ist wirklich eine Freude, einen so "kooperativen" RTR-Motor anzutreffen!

Der Lärmpegel wird dank des "echten" 2-Kammer Resonanzrohres aus Aluminium erheblich gedämpft und erhält eine sattere Klangnote. Nicht vergleichbar mit dem bassarmen, knatternden Sound aus den oftmals verbauten, als Resorohr getarnten (und manchmal auch so bezeichneten!) 1-Kammer Schalldämpfern.
Erfreulich ist auch, dass sich HPI Racing beim Anpassen der 2-Backen Kupplung (mehr braucht ein Stadium Truck nicht) Mühe gegeben hat. So macht sich der Firestorm nicht bereits im Leerlauf bei gelöster Bremse selbständig. Klingt doch selbstverständlich? Ist es aber in der kleinen RTR-Klasse leider nicht!
Was der aufgebohrte 2,5er noch alles zu leisten vermag, wird sich erst später - im dritten Teil unseres Testberichtes - herausstellen.
Lassen wir den Motor noch ein paar Tanks einlaufen und halten vorläufig fest: Mit dem G3.0 scheint HPI-Racing ein schön verarbeiteter, sehr zuverlässiger und leicht einstellbarer Motor für die 1:10 Klasse gelungen zu sein!

 

 "Wo Licht ist, da ist auch Schatten"
 
So könnte man das Kapitel "RC-Komponenten" einleiten. Doch ganz so schlimm steht es um die Elektronik des Firestorms nicht.
Vielmehr tritt hier wieder das ein, was ich in meinen Testberichten gerne als RTR-Klischee bezeichne: Alle Komponenten sind von durchgängig homogener (in diesem Fall sogar sehr guter!) Qualität, und ein Aspekt tanzt ohne Vorwarnung aus der Reihe.
Beispiel gefällig? Der Sender rechts im Bild glänzt mit Minimalst-Ausstattung: Trimmer für beide Kanäle und Servowegsbegrenzung für die Lenkung sind zwar wie ein Ein/Aus-Schalter vorhanden, eine einfache Ladebuchse war dagegen nicht mehr im Budget drinnen.
Auch rein äußerlich macht die 27MHz AM Fernsteuerung nicht sonderlich viel her: So gibt's statt einer Gummiauflage beispielsweise eine gerippten Plastik-Drehknopf.

Servotechnisch sieht es dagegen etwas besser aus: Gas/Bremse und Lenkung sind jeweils mit dem SF-1 Modell bestückt. Dieses bringt es an 6V immerhin auf 5kg*cm Stellkraft, was für einen 1:10 Stadium-Truck in beiden Belangen ausreicht. Das Kunststoffgetriebe und die Kunststoff-Gleitlagerung wirken in einem Verbrenner-Modell dennoch fehl am Platz.

 

 Checkpoint!
 
Wenn meine Bewertung der RTR-Ausstattung Richtung "Gut" tendiert, dann nur, weil der G3.0 Motor mit jedem Tropfen Sprit kräftig Überzeugungsarbeit leistet und die Servos zumindest von der reinen Leistung her mit HPI Racings Stadium Truck ordentlich zurecht kommen.
Die Fernsteuerung dagegen verdient alles andere als ein "Gut". Realistisch betrachtet, werden jedoch die Käufer des Firestorm 10T eher einen passenden Sender als einen passenden Motor im heimischen Bastelkeller parat haben. Daher lege ich bei RTR-Modellen mit Verbrennungsmotor mehr Wert auf einen zuverlässigen Motor  als auf einen hervorragend ausgestatteten Sender.

Text und Bilder von Aaron Banovics
Dieser Bericht wurde am 31.5.2007 von www.offroad-cult.org veröffentlicht.