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Modifikationen für Trial- und Crawlermodelle
anhand eines Tamiya XC
 

 Worum geht's?
 
Dieser Artikel richtet sich vor Allem an Einsteiger in die Welt der Trialmodelle, die diversen Tipps gelten natürlich auch für andere Chassis als das XC von Tamiya (bzw. auch für die Auslegung und den Bau von Crawlern).
Keineswegs soll der Eindruck erweckt werden dass dies eine Liste aller Umbauarbeiten ist, die möglich sind; es existieren wesentlich radikaler modifizierte Fahrzeuge als das hier abgebildete. Viel mehr soll es ein Einblick in die ersten Schritte sein; ein Großteil davon kann recht günstig und ohne eine umfangreich ausgestattete Werkstatt durchgeführt werden.

Die gute Verfügbarkeit und nicht zuletzt das realistische Aussehen der detailgetreuen Karosserien machen die Modelle Mitsubishi Pajero, Isuzu Mu und Race Touareg zu interessanten Fahrzeugen nicht nur für Einsteiger. Ein robuster Aufbau hält den Verbrauch von Ersatzteilen gering - die Trialszene setzt schon seit Jahren auf das XC Chassis von Tamiya. Wer sein Modell nicht von Grund auf selber bauen möchte (oder kann) findet bei den XC’s das passende Ausgangsmaterial.

Um jedoch ganz am Anfang zu beginnen: Was genau versteht man unter dem Begriff „Trial“?
Beim RC-Trial handelt es sich – genau wie bei den großen Vorbildern – um ein Rennen durch einen Hindernisparcour. Dabei ist jedoch nicht die schnellste Zeit um jeden Preis ausschlaggebend, sondern die Anzahl der Fehlerpunkte. Wer es schafft, Steigungen, extreme Schräglagen oder Wasserdurchfahrten zu meistern und dabei die wenigsten Fehler macht, gewinnt.

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 Antrieb ...
 

Eine sehr grobe Beschreibung, wie mancher erfahrene Trialer bemängeln könnte, aber sie genügt uns vorerst um die Umbauarbeiten zu begründen die notwendig sind um aus einem Baukasten – XC ein respektables Trialfahrzeug zu machen.
Beginnen wir also mit den Steigungen. Um diese bewältigen zu können braucht der XC mehr „Kraft“. Jedoch nicht weil der Motor zu schwach wäre, keineswegs. Lediglich die Übersetzung des Getriebes ist zu lang, sprich das Auto fährt zu schnell, dafür fehlt es an Drehmoment an den Reifen.
Abhilfe schafft ein zusätzliches Vorlegegetriebe (üblicherweise ein Stirnrad- oder Planetengetriebe) das vom Baukastenmotor angetrieben werden kann. Nach einem solchen Umbau ist Schneckentempo angesagt – dieses dafür aber unaufhaltsam. Beim Einbau des Getriebes sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt – das Hauptaugenmerk sollte jedoch darauf liegen das originale Getriebe weiterhin vor eindringendem Schmutz zu schützen. Für eine passende Reifendrehzahl sollte das Reduktionsgetriebe in etwa ein Verhältnis von 1:50 oder kürzer (=1:60, 1:70 usw.) aufweisen.
Neben dem enormen Zuwachs an Drehmoment bietet ein solches Getriebe jedoch noch einen weiteren Vorteil: Bei steilen Bergauf- oder Bergabpassagen verhindert es, dass das Fahrzeug durch sein Eigengewicht zu rollen beginnt.

 

Eine optimale Sperre bietet hier – konstruktionsbedingt - das Schneckengetriebe.
Es zeichnet sich durch kompakte Einbaumaße aus und lässt sich ohne „strukturelle“ Modifikationen ins XC Chassis einsetzen.An den Platz des Originalmotors kommt ein „Dummy“- Motorgehäuse, also etwa ein 540er Mabuchi der von Rotor, Magneten und Stromzuleitungen befreit wurde. Über dessen nach hinten verlängerte Welle treibt ein Schneckenradgetriebe
das originale Motorritzel in der gekapselten Getriebebox an. Der Antriebsmotor steht somit vertikal und wird durch das Chassis nicht eingeengt. Einziger Wermutstropfen ist die Ineffizienz des Schneckenradgetriebes. Um ein Heißlaufen und starken Materialverschleiß zu verhindern muss es regelmäßig nachgeschmiert werden.
Ansonsten verhält sich das Getriebe weitestgehend unproblematisch.

 

 ... und Vortrieb
 

Nun folgen die Differentiale: In Kurven eine nützliche Einrichtung, beim Weiterkommen im Gelände erweisen sie sich jedoch als sehr hinderlich, da immer das Rad angetrieben wird, das die geringste Bodenhaftung hat. Ziel ist es also, sowohl das Differential der Vorderachse als auch das der Hinterachse zu sperren, eine einfache, aber durchaus wirkungsvolle Maßnahme. Tamiya legt den Baukästen sogar eine Sperre bei, jedoch nur für ein Differential. Für das Zweite; beziehungsweise alle Anderen die kein solches „Sperrstück“ besitzen gibt es nun mehrere Möglichkeiten. Heißkleber oder Zweikomponenten – Knetmasse sind dabei die gebräuchlichsten.

Das abgebildete Differential wurde vorher nur mit Fett gefahren. Eine Reinigung ist nicht erforderlich; durch das Schmiermittel lässt sich der erkaltete Heißkleber leichter wieder herauslösen falls das Differential wieder „entsperrt“ werden soll.
Auch Silikon (z.B. aus dem Sanitärbereich) kann verwendet werden, es bewirkt jedoch keine hundertprozentige Sperre, da es mit der Zeit von den Zahnrädern des Differentials „zerkaut“ wird. Fallweise ist dies jedoch wünschenswert; wer also das Untersteuern seines Fahrzeuges auf einer besonders kurvigen Strecke hintan halten

will kann das vordere Differential mit Silikon „behandeln“ und nur die Hinterachse komplett sperren. (Infos zum Sperren von Differentialen)

Nun bietet das Getriebe genug Drehmoment, welches nicht mehr über die Differentiale verloren gehen kann. Um dieses optimal auf den Boden bringen zu können ist jetzt die richtige Reifenwahl entscheidend. Die Gummimischung muss möglichst weich sein und die Reifen sollten ohne Einlagen gefahren werden. Bei der Wahl des Profils gehen die Meinungen oft stark auseinander. Grundsätzlich sollte es grob genug sein um sich vor Allem auf lehmigem Untergrund nicht sofort zu verlegen. (Je nach Strecke ausprobieren)
Der Baukastenreifen des XC muss dazu nachgeschnitten,

sprich Teile des Profils V-förmig entfernt werden. Einen Vorteil bieten breitere Reifen auf schmalen Felgen. Dabei wird die Seitenwand des Reifens von der Felge nach innen gezogen, die Lauffläche wölbt sich stärker und die Auflagefläche verringert sich. Klingt zwar kontraproduktiv, erhöht aber den Auflagedruck und der Reifen findet besseren Halt.

 

 Mehr Bodenfreiheit fürs XC!
 
Bodenhaftung alleine macht das Fahrzeug aber noch nicht geländegängig. Vorerst fehlt dazu die notwendige Bodenfreiheit. Längere Stoßdämpfer müssen eingebaut werden, um mehr Federweg zu ermöglichen. An der Vorderachse können Dämpfer mit 70, an der Hinterachse mit 90 Millimetern Länge verbaut werden ohne die dafür vorgesehenen Befestigungspunkte zu verändern.
 

Das abgebildete Fahrzeug verwendet den originalen Dämpfersatz des Tamiya Blitzer Beetle. Weiche Federn erleichtern die Achsverschränkung, auch das Dämpferöl sollte eher dünnflüssig gewählt werden. (~200 cps... Es wurden aber auch schon Exemplare gesichtet, die Nähmaschinenöl für die Dämpfer verwenden, oder aber ganz ohne Kolben und Öl auskommen) Ein Staubschutz für die Kolbenstangen verlängert die Wartungsintervalle.

Ein weiteres Kriterium für eine gute Performance ist die Lage des Schwerpunktes. Dieser muss möglichst niedrig und dabei nahe der Vorderachse sein, um ein Rückwärtskippen des Fahrzeugs bei starken Steigungen zu vermeiden. Nach diesen Gesichtspunkten sollten Motor und Akku eingebaut werden, da sie einen Großteil des beeinflussbaren Fahrzeuggewichts ausmachen. Aber auch eine leichte Karosserie (z.B. Pajero aus Lexan) ist von Vorteil. Um den Schwerpunkt weiter abzusenken können Ringe aus Blei oder Messing vor dem Aufziehen der Reifengummis auf die Felgen montiert werden. Wer sich an den entstehenden Rollgeräuschen nicht stört kann seine Reifen auch mit Bleischrot füllen – dieser sucht sich dann immer von selbst den tiefsten Punkt. Pro Rad sollte dabei ein Gewicht von etwa 250 Gramm angestrebt werden. Falls im Felgenbett keine Löcher zu sehen sind, sollte mit einem 3mm Bohrer oder einer Karosserielochfräse selbst dafür gesorgt werden, damit Luft leichter aus dem Reifen entweichen kann. Dies verbessert das Dämpfungsverhalten und der Reifen passt sich leichter an wechselnden Untergrund an. Um nachträgliche Änderungen vornehmen zu können empfiehlt es sich, die Räder nicht zu verkleben.    

 

 Die Lenkung des Trialfahrzeugs ...
 

... wird durch beschwerte Reifen, hohes Fahrzeuggewicht und das Einsatzterrain allgemein stark belastet.  Wenn bei Bergabfahrten gelenkt werden muss, lastet fast das gesamte Fahrzeuggewicht auf dem kurvenäußeren Vorderrad. Aus diesem Grund ist ein drehmomentstarkes Lenkservo gefragt!
60 bis 80 Ncm Stellkraft sollten es schon sein, die Geschwindigkeit des Servos ist dabei eher zweitrangig. Leider hat die Lenkung des XC schon von Haus aus einiges an Spiel, deshalb sollte sie, um nicht noch indirekter zu werden, vom Servo-Saver befreit werden. Kugelpfannen sollte man gegen solche mit weniger Spiel austauschen oder vor dem Aufklipsen Teflonband um die Kugelköpfe legen.

Blaues Alu by GPM:
In Verbindung mit Kardan-Halbwellen aus Stahl bieten die GPM C-Hubs und Lenkhebel des TL01 Chassis maximalen Lenkeinschlag, es können aber auch die Originalteile aus Kunststoff entsprechend bearbeitet werden.
Da die Achsstifte 4mm dick sind, müssen

die C-Hubs entweder aufgebohrt werden, oder neue Stifte aus 3mm Stahl geschnitten werden, welche dann in den Querlenkern über Hülsen nochmals gelagert werden.

 

 fast geschafft ...
 

 
Bei starken Steigungen oder tiefen Senken ist es vorteilhaft die Überhänge von Chassis und Karosserie möglichst gering zu halten. Außerdem muss hier die Federung am Meisten arbeiten und es zeigt sich, ob die Radkästen weit genug ausgeschnitten wurden, um die Reifen besonders beim Lenken nicht zu behindern. Auch eine zu harte oder aber zu weiche Federung macht sich jetzt bemerkbar. Oft sind es solche Kleinigkeiten die
darüber entscheiden, ob ein Gelände erfolgreich bezwungen werden kann, oder ob der Wagen auf halbem Weg einen „Hänger“ hat.
Wer sich die Mühe macht, sein Modell nach den gezeigten Gesichtspunkten auf- oder umzubauen, erhält am Ende ein Fahrzeug das in der Lage ist, Steigungen von einhundert Prozent zu überwinden, seine Achsen um immerhin 30 Grad zu verschränken, und dabei über so robuste Technik verfügt, dass es Ersatzteile nur aus Erzählungen kennt.
Einander abwechselnde Umbau- und Testphasen lassen das Modell nie langweilig werden, schon gar nicht wenn man sich hin und wieder mit anderen RC - Trialern trifft, um die Fahrzeuge gegen einander antreten zu lassen und Erfahrungen auszutauschen.

 

markus simon,
August 2006

 

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